Sichtbar wird die Transformation der Antriebe nicht an den Autos, die bis auf Weiteres nahezu unverändert aussehen, sondern an den Tankstellen: Weil der Bedarf an öffentlichen Ladestrukturen immens ist und Deutschland seinen Zielen hinterherhinkt, werden Tankstellen zu Energy Places – und damit zu wichtigen Katalysatoren der Mobilität von morgen. Dabei bedienen Energy Places verschiedene Bedürfnisse: Sie bieten die neueste Ladetechnologie an, stellen sämtliche Facetten der Mobilität zur Verfügung – oder sie verschwinden und werden zu urbanen Biotopen der Naherholung. Als Knotenpunkte der Mobilität erfüllen Energy Places gleichzeitig eine zentrale Funktion im Spannungsverhältnis von Mobilität und Immobilität. Schließlich entscheidet das Angebot vor Ort maßgeblich, ob und wie Menschen mobil sind.
Der Trend zur Frontdoor Mobility ebnet dabei den Weg zu einem neuen Raum- und Mobilitätsverständnis, das an der Haustür beginnt – und längst nicht dort endet. Wegweisende Beispiele gibt es mittlerweile genug, sei es in Kopenhagen, Zürich oder Heidelberg. Überall wird die Zukunft nachhaltiger gestaltet, auch weil neue Finanzinstrumente und Vorgaben der EU jetzt konsequent umgesetzt werden. So wird auch der ineffizienteste urbane Raum immer weiter reduziert: der Parkplatz.
Mobilität zwischen Stadt und Land
Der ländliche Raum ist dagegen noch immer Carport-Land – doch das reicht einer wachsenden Zahl von Menschen und Akteuren nicht mehr aus: Der Trend Connecting the Countryside zeigt, wie sich der ländliche Raum mobilisiert, indem starre Vorgaben umgangen und die Bedürfnisse vor Ort zum Mittelpunkt neuer Mobilitätsinitiativen werden. Carsharing und Pooling sind zwei Konzepte, die weit über die Stadtgrenze hinaus erfolgreich sind. Wollen wir die Mobilität für alle verändern, zählt dazu auch die Integration und Vernetzung des ländlichen Raums.
Energy Places – Trendprognose
Machen Sie noch mal ein Foto von Ihrer Lieblings-Tanke, denn die wird bald anders aussehen – falls es sie überhaupt noch gibt. Die Zukunft der Tankstellen wird so vielfältig wie die mobile Gesellschaft selbst. Während die einen noch am fossilen System festzuhalten versuchen, machen andere sich bereits auf den Weg in die Welt von Stromern, Ladepunkten und Wasserstoff. Wieder andere profitieren einzig und allein von ihrer Lage, im Dorf wie in der Stadt, und bieten dann entweder alles an, von der Zeitung bis zum Gespräch über den Fußballverein – oder nichts, weil sie sich zu Orten des Durchgangs wandeln, an denen getauscht, gewechselt und umgestiegen wird.
Die Tankstellen verändern sich oder verschwinden ganz, weil gänzlich neue Anbieter und Betreibende ihre Position einnehmen. Eines aber werden Tankstellen auch in Zukunft sein, zumal Städte und Gemeinde weiterhin häufig über ihre Pachtverträge bestimmen: Orte der Begegnung.
Frontdoor Mobility – Trendprognose
Städte müssen nachhaltiger werden – und sie werden es bereits. Investitionen in grüne Architekturen und Mobilität erweisen sich hier als besonders schlagkräftig, denn sie sind auch Finanzanlagen erster Güte. Erreicht wird dies durch das Prinzip der radikalen Konvergenz, räumlich wie technisch. Die Voraussetzung für autoreduziertes Wohnen ist die Verfügbarkeit von Mobilität direkt vor der Haustür und stationsbasiertes Carsharing, ob im Mehrfamilienhaus oder im Gewerbegebiet.
Parkraum für individuelle Automobilität wird es hier in Zukunft kaum noch geben, stattdessen dominieren Rückbau, Vernetzung und neue Angebote. E-Mobility Hubs sind dezentral in der Fläche verfügbar, ebenso wie Fahrräder und Xycles, die immer weiter in die Wohnungen vordringen. Aufzüge, Wohnungen und Logistik sind bereit für die neue Mobilität, die an jeder Haustür von Neuem beginnt.
Connecting the Countryside – Trendprognose
Der Großteil der Bevölkerung in ländlichen Regionen ist mit dem aktuellen Mobilitätsangebot absolut unzufrieden. Gleichzeitig ist die Mobilität im ruralen Raum nicht nachhaltig und zudem gefährlich. Kein Wunder also, dass Politik, Unternehmen und Gemeinwesen eine Änderung der Mobilität auf dem Land herbeiführen wollen. Neue Angebote, die auf Konnektivität, Flexibilität und Wirtschaftlichkeit beruhen, stehen immer häufiger auf der Agenda der Gemeindevertreterinnen und -vertreter.
Carsharing und Ride Pooling ergänzen und erneuern den ÖPNV. Doch die Anbieter brauchen Unterstützung, die über Soft- und Hardware hinausreicht – durch kreative Vordenkerinnen und Vordenker, lokale Verantwortliche und übertragbare Nutzungsszenarien aus vergleichbaren Gemeinden. All das gibt es bereits – und es wächst täglich weiter. So bleiben neue Mobilitätsdienste nicht mehr nur der Stadtbevölkerung vorbehalten: Das Land wird mobilisiert.
Xycles – Trendprognose
Xycles sind flexibel, benötigen aber Platz und elektrischen Strom – und sie sind nicht billig. Hartgesottene Autofahrerinnen und Autofahrer werden sie daher nicht zum Umsteigen bewegen. Das müssen sie auch nicht: In der Stadt und im suburbanen Raum können Xycles den klassischen Zweitoder Drittwagen ersetzen, auch als Sharing-Konzept oder im Abo. Warum nicht ein Last-Mile-Abonnement anbieten, das unterschiedliche Konzepte kombiniert und verfügbar macht? Oder ein integriertes Angebot für künftige Immobilienkonzepte?
Die Möglichkeiten sind immens, erst recht in der Logistik, ob für Kuriere und Kurierinnen, im Außendienst oder als Servicekonzept. Xycles füllen die Lücke, die durch die immer stärkere Ausgrenzung von Autos aus den Innenstädten entsteht. Was es nun braucht, sind neue und sichere Parkkonzepte im öffentlichen Raum sowie Lade- oder Tauschstationen – auch in der Peripherie.
Neofencing – Trendprognose
Die Geofencing-Technologie macht die Mobilität sauberer und sicherer. In Kombination mit weiteren Technologien, vor allem der Blockchain, wird sie eine der Voraussetzungen für Autonomous Cities sein. Überall dort, wo in komplexen Umfeldern Abrechnung und Zuordnungen erfolgen müssen, macht der Einsatz Sinn, sei es bei der Citymaut, bei Bezahlvorgängen rund um das elektrische Laden oder bei der Nutzung von multimodalen Angeboten.
Auch Schulen und Kindergärten werden sicherer, wenn nicht mehr das Straßenschild an die Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit appelliert, sondern die Geschwindigkeit automatisch reduziert und dokumentiert wird. So beeinflusst der Neofencing-Trend nicht nur das Angebot an Mobilität, er verändert vor allem die Nutzung von Verkehrsmitteln.
Quelle: https://www.zukunftsinstitut.de/artikel ... n-carsten/
Mobility-Trends 2022: Willkommen in einer neuen Ära der Mobilität
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