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Vom Autoimporteur zum Dienstleister

Verfasst: Di 25. Jan 2022, 16:11
von AboChecker
Mit ihren Marken Audi, Seat/Cupra, Skoda und VW konnte die Amag-Gruppe 2021 den Marktanteil in einem schwachen Gesamtmarkt steigern. Künftig will der Autoimporteur das Produkte- und Service-Angebot ausdehnen.

Was Helmut Ruhl, CEO der Amag-Gruppe, am vergangenen Freitag anlässlich der Jahrespressekonferenz berichtete, stellt die gegenwärtige Lage auf dem Schweizer Automarkt treffend dar. Wie für viele Schweizer Unternehmen brachte das Jahr 2021 auch für die Amag-Gruppe noch nicht den erhofften Aufschwung. Corona und fehlende Chips haben dem grössten privaten Automobilimporteur unseres Landes zu schaffen gemacht.

Trotzdem zeigte sich Ruhl zufrieden: «Die Werkstätten waren gut ausgelastet, und es ist der Handelsorganisation gelungen, den Marktanteil unserer Marken zu steigern.» Die Amag-Marken kamen in der Schweiz auf einen Marktanteil von 31,2 Prozent.

Alles aufs Elektroauto

Fest steht, dass Menschen in Zukunft andere Autos fahren werden und diese Autos auch anders nutzen werden. Rein batterieelektrisch angetriebene Modelle erleben zurzeit einen kräftigen Aufschwung – allein die Amag konnte mit ihren fünf Marken 2021 fast 10 000 E-Autos ausliefern. Auch wenn diese Fahrzeuge in Bezug auf Herstellkosten und Handelspreise heute noch eine Herausforderung darstellen, werden sie auch im laufenden Jahr für gut gefüllte Auftragsbücher sorgen.

Kein Wunder, denn für den Hersteller ebnen sie den Weg zu den gesetzlich vorgeschriebenen Emissionssenkungen, und für den Nutzer bringen sie gleich mehrere Vorteile. Dass sie lokal emissionsfrei sind, ist das eine – dass sie sehr komfortabel und in den meisten Fällen bemerkenswert spurtstark sind, das andere. Ebenfalls für viele Nutzer von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist die Tatsache, dass sie sich so einfach fahren lassen wie damals der Autoscooter auf der Chilbi. Im One-Pedal-Betrieb, ohne Warmlaufschwierigkeiten, ohne Schaltprobleme, und dabei stets vollumfänglich vernetzt.

Eigentum sekundär

Wie die ganze Automobilbranche ist jetzt auch die Amag daran, neue Kauf- und Nutzungsmodelle einzuführen. Neufahrzeuge können heute nicht nur im herkömmlichen Verkaufsraum beim Markenvertreter, sondern auch online gekauft, gemietet oder abonniert werden. Ruhl: «Unsere Kundinnen und Kunden nutzen digitale Medien – kommen aber weiterhin in die Garage. Omni-Channel ist das Stichwort.»

Der zur Amag Services AG gehörende Autovermieter Europcar hat mittlerweile mehr als 200 Batterieautos in der Flotte. Neu können diese langfristig gemietet werden, und Kunden erhalten die Möglichkeit, drei Tage pro Monat ein Verbrennermodell zu fahren. Diese Tage lassen sich für eine Sommerferienreise auch kumuliert nutzen.

Das Laden an öffentlichen Stationen – bisher noch in vielen Fällen mit Problemen behaftet – soll ebenfalls einfacher werden. Im Rahmen des 2019 lancierten Abo-Services Clyde erhält das Elektroauto nun eine Flat-Rate fürs Laden. Mit der Ladekarte kann in ganz Europa unbegrenzt und ohne Zusatzkosten Strom getankt werden.

Zudem lanciert die Amag unter der neuen Marke Volton eine Convenience-Komplettlösung für Flottenkunden, und neu ist auch der digitale Service Aquacar für private Verkäufer verfügbar. Dieser gibt einen Schätzpreis an, der dann als neutrale Verhandlungsbasis für Verkäufer und Händler dient.

Klima- und Nachhaltigkeit

Die Amag will bis 2040 einen klimaneutralen Fussabdruck erreichen. Dazu liefern die vielen Elektroautos einen wichtigen Beitrag. Aber auch Amag-Chef Ruhl geht davon aus, dass im Bereich Verkehr allein mit Elektromobilität die Ziele nicht zu erreichen sind. Daher legt er grossen Wert auf die Beteiligung am Solar-Fuel-Hersteller Synhelion und die Zusammenarbeit mit Climeworks.

Zwar dürften die grösseren Mengen der synthetischen Treibstoffe, die diese Unternehmen herstellen, von Flugzeugen, Schiffen und schweren Nutzfahrzeugen genutzt werden, doch freuen sich auch Besitzer von Young- und Oldtimer-Fahrzeugen genauso darauf wie Rennsportler und Fans des guten alten Benzin- oder Dieselmotors.

Quelle: https://www.nzz.ch/mobilitaet/amag-2022 ... ld.1666224